Fette SandratteFette Sandratte

SteckbriefSteckbrief

Wissenschaftlicher Name: Psammomys obesus
Deutscher Name: Fette Sandratte
Englischer Name: Fat sand rat
Ordnung: Nagetiere (Rodentia)
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Langschwanzmäuse (Muridae)
Unterfamilie: Rennmäuse (Gerbillinae)
Art: Fette Sandratte
Größe: Kopf-Rumpf-Länge: 14 bis 18,5 cm
Schwanzlänge: 12 bis 15 cm
Gewicht: 80 bis 200 Gramm
Lebenserwartung: 3 bis 4 Jahre
Geschlechtsreife: ca. 60 Tage
Tragzeit: 25 bis 35 Tage
Wurfgröße: 2 bis 6 Jungtiere
Brutpflege: die Jungen kommen blind und nackt zu Welt
Sozialverhalten: sie leben - zumindest in der Wildnis - eher einzelgängerisch, die Weibchen oft mit ihren Jungen zusammen. In Gefangenschaft leben die Tiere doch gerne mit einem Sozialpartner zusammen.
Aktivitätsphasen: tag- als auch nachtaktiv
Lebensraum: Sandwüsten von Algerien bis Saudi-Arabien
Ernährung: Pflanzen, Gräser sowie Blätter und Stängel von sukkulenten, salzhaltigen Gänsefußgewächsen

Verbreitung / HerkunftVerbreitung / Herkunft

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Die fette Sandratte ist in Nordafrika, speziell in Tunesien, Libyen, Ägypten, Syrien, Jordanien, Sudan, Palästina, Saudi Arabien, Algerien zu finden. Steinige Regionen und ausgetrocknete Flusstäler werden durchaus häufig besiedelt. In Küstennähe werden zudem Salzsümpfe bewohnt. Die Tiere leben in ausgedehnten Bauten, deren Ein- und Ausgänge meist an geschützten Stellen unter Sträuchern oder an ähnlichen Stellen liegen.

Die Erdbauten der fetten Sandratten sind in lockeren Boden gegraben und verfügen über mehrere Ein- und Ausgänge. Dies dient zum besseren Entkommen, sollte sich ein Feind an einem Eingang zu schaffen machen. Ein Bau besteht aus mehreren Räumen (Nahrungsspeicher, Toilette, Schlafplatz und einer kann auch als Geburtsstätte für den Nachwuchs dienen). Die Tiere leben in einzelnen Bauten, jedoch kann man sie durchaus als kolonial bezeichnen, da die Bauten eng beieinander liegen und teilweise miteinander verbunden sind. Durch die überlappenden Bauten geht man davon aus, dass das eigene Revier zwar abgegrenzt aber Besuch trotzdem gerne gesehen wird.

Zu den natürlichen Fressfeinden zählen größere Eulen, Raubvögel, Diademnattern und der Goldschakal.

AllgemeinesAllgemeines

Vorab: diese schöne Tierart ist sehr zahm, manchmal auch etwas aufdringlich. Trotzdem sind Sandratten keine Streicheltiere und für Anfänger eher ungeeignet.

Über der schwarzen Haut wächst das dichte und weiche Fell, welches eine graubraune bis sandfarbene Grundfärbung aufweist. Der Bauch ist creme/weiß. Ihre Fellfärbung ist Teil ihres Verteidigungskonzeptes das vorsieht, dass sich die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung dem Auge des Feindes entziehen können. Der relativ große und massige Kopf geht fast unmerklich in den Körper über. Die kleinen und rundlichen Ohren sitzen weit hinten am Kopf. Der Kopf ist insgesamt eher länglich und endet in einer leicht spitz zulaufenden Schnauze. Wie andere Nager auch, haben die fetten Sandratten Vibrissen (Tasthaare) die den Tieren zur Orientierung dienen. Die großen, ovalen Augen und können sehr gut sehen. In der Natur halten immer ein paar Tiere Wache, um die anderen ggf. vor Gefahren (Fressfeinden) warnen zu können. Im Gegensatz zu dem namentlichen Teil (und im Gegensatz dazu, was der Name „Fette SandRATTE“ erwarten lässt), sind die Schwänze der Sandratte komplett behaart. Die Schwanzspitze hat dazu eine sehr dunkle Färbung. Die Beine sind eher kurz aber durchaus kräftig. Die Füße der Hinterbeine sind deutlich länger als die Füße der Vorderbeine. Nahrung nimmt die Fette Ratte in der Regel zwischen die Vorderpfoten und führt sie zum Maul.

Sollten die Tiere nicht die benötigten Ruhephasen erhalten besteht die Gefahr, dass sie schnell und abrupt sterben, da sie sehr stressanfällig sind. Sie sind sehr Wärme liebend, klettern gern und nagen kaum, wenn man ihnen genug Alternativen bietet. Macht man dies jedoch nicht und das Heu, Stroh oder Äste sind nicht vorhanden, gehen sie auch gerne mal ans Holzlaufrad oder das Häuschen. Im schlimmsten Fall sogar ans Terrarium. Sollte dieses aus Holz gebaut sein, werden die Tiere ihre eigenen Notausgänge schaffen.

HaltungHaltung

Fette Sandratten sind Familientiere und sollten auch gleichgeschlechtig in Gruppen gehalten werden. Die Größe der Unterkunft sollte auch beachtet werden. Wärmelampen werden sehr gern angenommen, ebenso ein großes kugelgelagertes Holzlaufrad und viele Versteckmöglichkeiten, z.B. in Form von Holzhäuschen und Ästen.

Richtig wohlfühlen sie sich, wenn sie ein Terrarium haben in dem es unter der Wärmelampe bis 40 Grad warm wird. Nachts kann und sollte es jedoch abkühlen.

Obwohl sie gerne klettern, benötigen sie einen Untergrund mit "Gripp". Naturäste, die vorher gesäubert und getrocknet wurden, sowie Korkröhren und -stücke bieten Wohlfühlkletterspass.

Das Minimum sollte für eine 2-er Gruppe ein Terrarium mit einer Breite von 120cm, einer Höhe von 50cm und einer Tiefe von 70cm zu Verfügung stehen. Gut wären hier Kletteräste, Steine und auch Schlafhäuschen sowie Korkröhren. Als Untergrund empfiehlt sich Sand. Teilweise wird auch Kleintierstreu benutzt, wobei ganz dringend immer ein großes Sandbad zur Verfügung stehen muss. Die Steine sind doppelt von Vorteil: die Tiere können beim Überlaufen ihre Krallen abwetzen - weiterhin speichern Steine die Wärme.

Gerne kann auch eine gemischte Gruppe gehalten werden, jedoch sollte das Männchen dann kastriert werden. Durch die extreme Stressanfälligkeit der Tiere kann das Tier jedoch bei der Operation sterben. Somit sollte das sehr gut überlegt werden.

Ich habe meine Familien schon in Clans bis zu 2 Eltern, 2 großen Töchtern und 4 kleinen Nachwüchslern zusammengehalten. Im Moment habe ich eine 3er-Gruppe, die super harmoniert. Auf Dauer hab ich aber noch nie mehr als 3 gesehen.

Eine Vergesellschaftung ist immer ein großer Stressfaktor und wie bereits erwähnt, kann Stress zu Todesfällen führen. Auf jeden Fall sollte die Trenngittermethode gewählt werden, weil alles andere viel zu gefährlich für das Herz der Tiere ist (s. Vergesellschaftung mongolische Rennmäuse). Dennoch ist und wird es riskant sein und bleiben. Noch junge Sandratten, sind sicherlich besser zu vergesellschaften, als Tiere, die bereit 3 Jahre und älter sind. Es sollte hierbei auf jeden Fall auf den Züchter zurückgegriffen werden.

ErnährungErnährung

Sandratten sind sehr anfällig auf Diabetes, ihre Ernährung sollte karg und absolut zucker- und energiearm sein. Sie dürfen nur Chicorée, Gurke, Salat, Zucchini, Heu und Degufutter fressen - Früchte und süße Nahrungsmittel sind tabu. Kräuter: Löwenzahn, Kamille, Petersilie, Spitzwegerich, Beifuß, Brennnessel, Topinambur (getrocknet oder frisch), evtl. auch frische Blüten, z.B. Löwenzahn oder Ringelblume.

Zur Salzgabe gibt es unterschiedliche Meinungen - die Menge von 1- 2 mal in der Woche Salz (Natron) auf den nassen Chinakohl, Salat oder Zucchini in geringer Menge könnte als Richtwert gelten. Jedoch ist eher zu raten, den Züchter zu befragen. Denn nur so kann man das Futter weiterhin geben, wie es der Körper der Tiere gewohnt ist.

Feuchtigkeit entnehmen die Tiere meist dem angebotenen Frischfutter, jedoch ist es wichtig stets frisches Wasser anzubieten.

ZuchtZucht

Vorab wäre zur Zucht zu sagen, dass die Mütter, die gerade geworfen haben, zu Furien werden können. Es kann so weit führen, dass die Männchen von den Weibchen getrennt werden müssen, da die Männchen sonst mit erheblichen Wunden rechnen müssen. Daher rate ich persönlich von Zuchtversuchen ab. Natürlich gibt es auch die Ausnahmen, wo beide Geschlechter harmonieren. Ich habe beobachtet, dass bei einem harmonisierenden Pärchen der Vater auch Teile der Aufzucht übernimmt, mit den Kleinen spielt und sie wärmt, wenn die Mama gerade mal unterwegs ist. Mein Männchen hat auch mit der Mutter und den Kindern in einem Bau geschlafen. Vielleicht hatte ich aber auch nur Glück - jedoch sollte man das als unerfahrener Halter nicht ausprobieren.

Fette Ratten erreichen die Geschlechtsreife im Alter von zwei bis drei Monaten. Männchen brauchen im Schnitt einen Monat länger als Weibchen.

Fette Ratten leben polygam, eine feste Paarbindung kennen sie Tiere nicht. Sie leben in Kolonien - die kleinen Reviere der Weibchen überschneiden sich mit denen der Männchen. Aufgrund der Größe des Reviers eines Männchens, kann man davon ausgehen, dass sich immer mehrere Weibchen im Revier eines Männchens befinden. Nach der Paarung trennen sich die Tiere wieder und somit übernimmt das Weibchen die Aufzucht des Nachwuchses. Nach einer Tragezeit von 25 bis 30 Tagen bringt ein Weibchen zwischen zwei und sieben Jungtiere zur Welt. Die Geburt erfolgt im Erdbau. Gesäugt wird der Nachwuchs meist um die drei Wochen. In der vierten Lebenswoche besuchen die Jungen die Außenwelt in kurzen Ausflügen. Wegen der zahlreichen Fressfeinde in der Natur, werden die Tiere meist nur ein bis zwei Jahre. In Gefangenschaft können sie jedoch ein Alter von drei bis vier Jahren erreichen.

Geschlechterbestimmung
siehe Mongolische Rennmaus

KrankheitenKrankheiten

Sandratten sind sehr anfällig auf Diabetes, ihre Ernährung sollte karg, absolut zuckerfrei und energiearm sein. Durch die erhöhte Streßanfälligkeit besteht die Gefahr des vorzeitigen Ablebens durch einen Herzinfarkt, sofern der Halter die Ruhephasen stetig ignoriert. Daher ist diese Tierart - meiner Meinung nach - sehr schlecht für Kinder geeignet.

AutorAutor

Text:

  • Evi 04/2010

Bilder:

  • ... xx/2010