afrikanische Zwergmausafrikanische Zwergmaus

SteckbriefSteckbrief

Wissenschaftlicher Name: Mus minutoides
Deutscher Name: afrikanische Zwergmaus, afrikanische Knirpsmaus
Englischer Name: pygmy mouse
Unterordnung: Mäuseverwandte (Myomorpha)
Überfamilie: Mäuseartige (Muroidea)
Familie: Langschwanzmäuse (Muridae)
Unterfamilie: Altweltmäuse (Murinae)
Gattung: Mäuse (Mus)
Art: Afrikanische Zwergmaus
Größe: Kopfrumpflänge: 3 bis 5 cm
Schwanz: 5 bis 6 cm
Gewicht: 4 bis 6 Gramm
Lebenserwartung: ca. 2 Jahre
Geschlechtsreife: 10 bis 14 Wochen
Tragzeit: 18 bis 20 Tage
Wurfgröße: 2 bis 8
Brutpflege: Die Jungen kommen nackt, blind, taub, kaum Gummibärchengroß, ca. 1 Gramm schwer und weiß zur Welt. Nach 7 bis 8 Tagen wachsen die ersten grauen Haare und mit ca. 15 Tagen wollen die Augen die Welt erkunden. Das Fell färbt sich im Alter braun. Wobei der Bauch hell bleibt. Der Schwanz bleibt kaum behaart.
Sozialverhalten: Gruppen oder Familienverbände
Aktivitätsphasen: dämmerungs- und nachtaktiv
Lebensraum: offene Busch- und Steppenlandschaften südlich der Sahara von Südafrika, Simbabwe bis Mosambik
Ernährung: Sämereien, frisches Grünfutter und tierische Kost

Verbreitung / HerkunftVerbreitung / Herkunft

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AllgemeinesAllgemeines

Die afrikanische Zwergmaus (Mus minutoides) wird umgangssprachlich auch Knirpsmaus genannt. Sie lebt in Afrika und ist dort eher südlich anzutreffen. Die Tiere, die in unseren Wohnzimmern anzutreffen sind, stammen aus der Region von Südafrika über Zimbabwe bis Mosambik.

In diesem Teil von Afrika ist die Vegetation eher feucht, tropisch und trotzdem mit Graslandschaften durchzogen. Also demnach eine Mischung aus Bäumen und geschlossener Grasdecke. Die Durchschnittstemperaturen liegen bei 15 bis 24 °C. Da die Zwergmaus in Verhältnis zu ihrer Körpergröße sehr viel trinkt, leben sie in der Nähe von Wasser.

Leider haben auch die Mäuse bemerkt, dass Menschen ohne Anstrengungen auch gute Futtergeber sind und werden mittlerweile dort als Schädlinge angesehen. (=> Kulturfolger)

Ihre Nester werden zwischen Boden und Gras und auch in hohlen Bäumen, sowie anderen höhlenartigen Möglichkeiten eingerichtet. Die Größe des bewohnten Gebietes und länge der Gänge hängt von der Familiengröße ab. Die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere haben zu ihrer Körpergröße riesige Augen, die ihnen das Leben in dieser Tageszeit ermöglicht.

Mittlerweile gibt es auch "blaue" Knirpse - diese sind auf der Oberseite um einiges dunkler, der Bauch ist aber weiterhin hell.

HaltungHaltung

Für eine artgerechte Haltung brauchen Knirpse eine Temperatur von 20 bis 22°C. Um diese Temperatur zu halten bedienen sich einige einer außerhalb angebrachten Heizdecke die es im Zoohandel für Reptilien zu erstehen gibt. Da unsere Knirpsmäuse im Wohnzimmer stehen (nicht bei der Heizung und auch nicht in der Nähe vom Fenster) sehen wir eine Heizdecke als unnötig an. Eine Nachabsenkung der Temperaturen gibt es auch in der Natur

Was ganz wichtig ist: es sind reine Beobachtungtiere! Nichts für die Hand, und schon gar nicht für Kinderhände. Sollte eine Maus mal in die Hand genommen werden müssen, ist es am besten, wenn man sie in der hohlen Hand hält. Um sie überhaupt in die Hand zu bekommen, darf man sie entweder nur am Nackenfell, höchstens an der Schwanzwurzel hochheben. Sie sind sehr, sehr zart und eine falsche oder unbedachte Bewegung könnte gebrochene Knochen oder Prellungen und andere ungewollte Verletzungen mit sich ziehen. Sollte eine Maus mal entkommen, kann sie (wenn überhaupt) nur mit einem Kescher eingefangen werden.

Käfige und Aquarien sind kein geeignetes Habitat für diese Tiere. Die Gitterstäbe sind bei Käfigen zu weit auseinander und in einem Aquarium ist die Luftzirkulation für solch kleine Tiere schlecht - sie würden ersticken. Weiterhin können die Tiere ohne Probleme aus dem Stand heraus mind. 20 cm - auch 30 cm hoch springen. Das einzige richtige ist ein Terrarium, das für eine Gruppe von 5 Tieren mind. 80x50x50 cm sein sollte. Je größer das Terrarium, desto größer auch die Gruppe und bei einem 120 cm Terrarium können schon ca. 10 Tiere ihrer Gruppenarbeit nachkommen.

Das Terrarium kann mit Waldboden, Humus ausgestattet sein oder mit Kleintierstreu - es sollte ca. 10-15 cm hoch eingestreut werden. Wichtig ist ein Haufen Heu, in dem die Tiere ihre Gänge graben und auch Nester anlegen können. Aus dem Blumenfachhandel habe ich kleine, unbehandelte Kokosnüsse und ähnliches ergattert, das ich als weitere Behausungen anbiete. Das flitzen von einer Versteckmöglichkeit zur nächsten wird auch gerne genutzt. Das Knirpse nicht gerne Klettern ist falsch! Sobald sie die Chance finden an ein Lüftungsgitter zu kommen, das den Deckel des Terrariums teilt, wird kopfüber daran langmaschiert. So kann man mit schönen Ästen ein naturverbundenes Habitat einrichten, das auch jedem Besucher Spaß machen wird. Die kleinen Dekoartikel können auch in verschiedenen Höhen angebracht werden, mit breiten Seilen oder Ästen verbunden. Auch Mini-Korkröhren sind klasse Verstecke und sehen schön aus. Einem ambitionierten Dekorateur sind kaum Grenzen gesetzt. Mit einer schicken Korkrinde könnte man auch eine zweite Etage hinzufügen um Futter und Wasser deponieren zu können. Höher wie 20 cm würde ich die Etage nicht anbringen, da es immer besser ist, die evtl. Fallhöhe mit dem verbundenen Verletzungsrisiko zu minimiert. Einen Tierarzt für die Kleinen zu finden ist fast unmöglich!

Die Tiere sollten meiner Meinung nach nicht so oft sauber gemacht werden, da der Gruppengeruch verloren geht und die Tiere zu viel Stress ausgesetzt sind. Obwohl sie auch nach 2-3 Monaten kaum bis gar nicht riechen sollte man sie doch säubern. Das machen wir, indem wir langsam und vorsichtig (nicht das eine Maus vor Panik rausspringt) in einer Ecke anfangen, dabei aber die Schiebetür für die andere Seite geschlossen lassen. Die Ecke wird bis zur Hälfte erweitert und gleich neu eingerichtet. Wichtig - wie bei allen Tieren - keine scharfen Reiniger verwenden. In der frisch eingerichteten Hälfte (auch ca. 1/3 altes Streu ins neue mischen => Gruppengeruch) gleich wieder Versteckmöglichkeiten anbieten, so haben die Tiere kaum Stress, weil sie von der einen zur anderen Seite einfach umziehen können. Dabei kommt die angeborene Neugierde dem Menschen zu Gute. Stress ist generell schlecht für die Tiere, da das kleine Herz schneller aufgibt, als man denken mag.

Wir haben festgestellt, das Knirpse nach dem säubern glücklich sind, wenn sich im Terrarium etwas verändert hat. Das bereichert ihr Leben, da sie Neues entdecken können.

Afrikanische Knirpsmäuse brauchen keinen "Badesand". Wenn ein Sandbad angeboten wird, kann es passieren, dass es eine allgemeine Anlaufstelle für Toilettengänge wird.

Soll das Terrarium begrünt werden? Kein Problem. Neue Pflanzen müssen allerdings abgeduscht werden um in Hydrokultur umgetopft werden, da sie meinst mit Dünger oder Insektenmittel besprüht wurden. Die Hydrokultur nur wegen den netten Höhen, die sich darin gegraben werden können und die Pflanze postwendend eingeht.

Gut zu geeignet haben sich alle Getreidearten, Schilf, Gräser und Grünlilie. Das Praktische an den Pflanzen ist, das sie sich ohne Probleme nachzüchten lassen und die Tiere somit immer Nachschub haben.

Vergesellschaftung der afrikanischen Zwergmaus:
Ganz schlecht ist es, 2 bestehende Gruppen zusammenzuführen. Sehr schnell kann es zu aggressivem Verhalten kommen, da hierdurch die bestehenden Rangordnungen zerstört werden. Somit muss eine neue hergestellt werden und das tun die Tiere mit wilden Kämpfen. Eine Vergesellschaftung wie bei Rennmäusen (Streutausch!) ist meiner Meinung nach richtig, da in dem Moment schon einmal der Gruppengeruch hergestellt ist. Die Rangfolge muss aber trotzdem noch geklärt werden.

Natürlich kann das auch passieren, wenn ein ranghohes Tier verstirbt. Auch dann muss der "Nachfolger" ausgefochten werden.

Gleichgeschlechtliche Haltung ist kein Problem. Es könnte nur sein, das bei einer großen Männchengruppe Machtkämpfe entstehen - ansonsten sollen sie ruhiger sein wie Weibchen. Wir haben nur Männchen und von daher habe ich leider keinen Vergleich.

Am einfachsten können Knirpse auf Messen ergattert werden. Aber auch in Tierheimen lohnt es sich nachzufragen. Dort ist die Geschlechterbestimmung gegeben und Krankheiten meist ausgeschlossen. In Zoogeschäften ist beides meist nicht anzutreffen. Außerdem findet man die possierlichen Tiere dort nicht unbedingt.

ErnährungErnährung

Wieder wegen der geringen Größe der Tiere ist die folgende Variante die (erprobte) Beste:

  • Wellensittichfutter gemischt mit
  • Exotenfutter
  • Kürbiskerne
  • getrocknete Gemüsesorten
  • Samen von Gräsern
  • Kolbenhirse ist sehr beliebt, aber auch Weizenähren, Hafen etc.

Frischfutter: Leider sind die afrikanischen Zwergmäuse etwas mäkelig mit Frischfutter. Gurke wird durch den hohen Wassergehalt manchmal angenommen. Auch Karotte und manchmal Salat ist manchmal der Mäusezähnchen wert. Teilweise kann man auch versuchen ein klein wenig Obst zu geben, da dies in ihrer wilden Lebensweise ebenfalls zu finden ist. Es sollte auf jeden Fall angeboten werden.
Heu, Stroh und getrocknete Kräuter werden beknabbert und zum Tunnel- und Nestbau verwendet. Zum Abnutzen der Zähne sind Zweige immer gut.
Eiweiß: Afrikanische Zwergmäuse benötigen auch regelmäßig eiweißreiches Futter, sonst beginnen sie sich gegenseitig Ohren und Schwänze anzuknabbern. Ganz schnell müssen auch die Babys dran glauben wenn Eiweiß Mangelware ist - denn Eiweiß verschwendet man nicht. Gelesen habe ich von Mehlwürmern, Babybreien und Vitaminpasten. Da wir auch ein Reptilienterrarium haben, sind Heimchen bei uns immer da. Die Kleinsten gehen zu den Knipsen. Weiterhin gebe ich pro Tier 2 gute Katzentrockenfutterbrocken pro Tier und Woche, was Eiweiß enthält und gleichzeitig die Zähne abnutzt. Mehlwürmer krabbeln immer aus der Schale und kommen als Käfer wieder zum Vorschein - finde ich persönlich nicht lecker. Vielleicht haben wir einfach auch nur die falschen Schalen

In Afrika leben die Knirpse in Wassernähe und trinken auch - im Verhältnis zur Körpergröße - recht viel. Angeblich sollen sie mit einer Nippeltränke gut zurechtkommen. Der Züchter meiner Tiere hat das jedoch verneint, weil die Kugel zu schwer wäre. Gut, es gibt auch noch andere Tränken (die bei mir mit der Zeit auslaufen) aber daher haben wir uns für eine Wasserschüssel entschieden. Nicht nur die natürliche Trinkhaltung wird beibehalten, eine Schüssel ist auch einfacher zu reinigen. Bei sehr jungen Tieren sollte die Schale nicht so tief ein, da sie ertrinken könnten. Als unsere noch klein waren, haben wir einen Stein in die Mitte der Schüssel gelegt um einem Tier erst gar nicht die Gelegenheit zu bieten, zu ertrinken. Außerdem ist auch heute die Schüssel nicht tiefer als 3 cm.

ZuchtZucht

Sofern alles stimmt, können die Knirpse das ganz Jahr über Nachwuchs haben. Damit es nicht zu einer unkontrollierten Knirpsexplosion kommt, sollte man sich vorher bereits mit der Geschlechterunterscheidung vertraut machen. Wie bei vielen oder allen Nagern kann das Weibchen direkt nach der Geburt der Jungen wieder bedeckt werden. Der Mythos, der auch bei uns Menschen herrschte, dass solange gesäugt wird, es keinen Nachwuchs geben kann, ist schlichtweg falsch. Auch passt sich die Population nicht der Terrariengröße an.

Daher appelliere ich immer an alle: überlasst das Züchten denjenigen, die sich damit auskennen!

Auch Knipse reagieren auf Störungen unter Umständen mit auffressen des Nachwuchses. Sollte also frei- oder unfreiwillig Nachwuchs auftauchen, bitte keinen Stress verursachen. Auch das Reinigen des Terrariums sollte für die Zeit der Aufzucht unterlassen werden.

KrankheitenKrankheiten

Knirpsmäuse sind generell sehr robust was die Gesundheit betrifft und sollten bei guter Ernährung und den Tipps zum Zähne abwetzen nicht krank werden. Da die Tiere recht stress- bzw. störungsempfindlich sind sollten große Aufregungen vermieden werden. Das könnte zum Herzinfarkt für die zarten Nager führen.

Krankheiten und Stress können sich durch fressen des Nachwuchses und ähnlichem äußern. Dann bedarf das Tier konsequenter Ruhe.

Aber das wichtigste ist, das die Tiere einen sehr schnellen Stoffwechsel haben und schon ein paar Stunden ohne Wasser und Nahrung zum Tod führen können, oder zumindest gesundheitliche Schäden hinterlassen.

AutorAutor

Text:

  • meiers zoo 03/2010

Bilder:

  • meiers zoo 03/2010